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Mädchen-Sport-Camp in Herrenberg
Auf dem Sportplatz hinter dem Naturfreibad herrscht an diesem Dienstagvormittag ein reges Treiben: Zu Alvaro Solers Gute-Laune-Hit „Sofia“, der aus den Lautsprechern hallt, studieren einige Mädchen unter Anleitung eine Tanzchoreografie ein. Nur ein paar Meter weiter bekommen weitere Dritt- und Viertklässlerinnen Grundkenntnisse im Bereich der Selbstbehauptung beigebracht. Und auf dem Baseballplatz ist bei anderen Kameradinnen eine gute Fang- und Wurftechnik gefragt. „Mädchen stärken im Sport“ – so lautet die Devise an diesem Vormittag, der im Rahmen des Weltmädchentags auf die Beine gestellt wurde.
Die Initiative zu diesem Aktionstag, der die Schülerinnen vom Unterrichtsalltag an der Pfalzgraf-Rudolf-Schule befreite, ging von Maite Frey aus. „Die ursprüngliche Idee war, junge Mädchen bewusst an Sportarten heranzuführen, die nicht so alltäglich sind“, sagt die Sportliche Leiterin des Baseballclubs Herrenberg Wanderers, die zugleich Mädchentrainerin im Verein ist. Zur Umsetzung der Idee wurde seitens des Vereins Kontakt mit dem Gleichstellungsbüro der Stadt Herrenberg und mit der Deutschen Baseball- und Softballjugend aufgenommen, die prompt ihre Unterstützung zusicherten.
Zusätzlicher Anreiz war, die Aktion im Rahmen des Internationalen Weltmädchentags zu veranstalten. Seit mittlerweile zehn Jahren rückt dieser die Probleme und die Bedürfnisse von Mädchen in den Vordergrund. So wird auf internationaler Ebene ein Anstoß gegeben, die Situation von Mädchen zu verbessern. „Gleichberechtigung bewegt uns alle, so lautet das diesjährige Motto“, sagt Birgit Hamm, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, die sich an diesem Vormittag mit ihrer Kollegin Angela Schrof unter anderem um das leibliche Wohl der 70 Kids kümmerte. „Und besonders wichtig ist, dass die Kinder heute Spaß haben und hoffentlich etwas mutiger und selbstbewusster nach Hause gehen“, so Hamm.
Dass dies auch tatsächlich der Fall ist, bezweifelte vor Ort niemand. „Es ist toll, die Mädchen hier einmal unter sich zu haben“, sagt Annedore Pflomm, Schulleiterin der Pfalzgraf-Rudolf-Grundschule, die die Idee auf Anhieb unterstützte und den Schülerinnen der dritten und vierten Klasse die Möglichkeit zur Teilnahme gab. „Die Stimmung ist anders als bei Aktionen mit gemischten Gruppen, die Mädchen trauen sich mehr zu, kommunizieren intensiver miteinander und wachsen als Gruppe zusammen“, stellt die Rektorin fest. „Mädchen sind ja sportlich nicht schlechter als Jungs, sie sind oftmals nur zurückhaltender und lassen lieber die Jungs vorpreschen“, ergänzt Maite Frey. Zudem sei, so Annedore Pflomm, das Konkurrenz- und Wettkampfdenken im Sport bei den Mädchen nicht so ausgeprägt. Nur ein kleines Problem hatte die Schulleiterin im Vorfeld, galt es doch, parallel ein Alternativprogramm für die Jungs zu organisieren. „Außerdem sind die Jungs total scharf drauf, in naher Zukunft ebenso einen solchen Outdoor-Sportaktionstag zu erhalten.“ Dieser ist derweil schon in Planung, im Frühjahr 2023 soll Ähnliches für die Buben veranstaltet werden.
Gemeinsam sporteln und Spaß haben – zuweilen kamen an den drei Mitmachstationen ungeahnte sportliche Talente zum Vorschein. Wie werfe ich einen Ball und wie fange ich ihn mit dem großen Handschuh wieder auf? Die Baseball-Aktiven gaben Hilfestellung, ließen die Mädchen zudem beim „Baseball5“, der simplen Straßenversion, bei der nur ein Gummiball benötigt wird, austoben. Fabian Reinhardt, Abteilungsleiter Kampfkunst beim VfL Herrenberg, erläuterte die „Basics“ im Bereich der Selbstbehauptung. „Ein stabiler Stand, Hände und Kopf nach oben, Blickkontakt, das sind wichtige Punkte, wenn es um gutes Abwehrverhalten geht“, so Reinhardt. Bei Sebastian Pleier, dem Leiter der Kindersportschule (KiSS), und seinen Mitstreitern übten die Mädchen einen fetzigen Tanz ein. Tatkräftig unterstützt wurde das Organisationsteam vor Ort vom Team der Mobilen Jugendarbeit inklusive der Schulsozialarbeiterinnen.
„Alle Mädchen haben sich auf diesen Tag gefreut und es waren dann auch wirklich abwechslungsreiche Stunden“, sagte Annedore Pflomm. Und Maite Frey fügte an: „Für die Kinder ist es nach der Coronazeit sehr wichtig, mal wieder ein Event-Gefühl zu haben, in dem die sozialen Kontakte weiter gepflegt werden.“ Nur etwas konnte die Schulleiterin dann doch nicht sicherstellen. „Ausstehende Hausaufgaben mussten am Nachmittag trotzdem gemacht werden.“
Gäubote Bericht vom 13.10.2022 (von Thomas Holzapfel)
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